02.12.2022
Gleich auf den ersten Blick fällt auf: Das Elektroauto ZOE ist deutlich größer als ein Igel. Der Platzbedarf ist entsprechend. Hier punktet der Igel bei allen, die bei ihrer Garagenbestellung versehentlich auf Hundehütte geklickt haben. Selbst für Zweit- und Drittigel dürfte darin noch genug Platz sein. Eine Retoure weniger, daher umweltfreundlich.
Wegen der kompakten Abmessungen sind Parkplatzprobleme mit Igeln in der Stadt nahezu ausgeschlossen. Ausnahmen bilden Parkhäuser ohne Igelzulassung, hier bitte auf entsprechende Beschilderung achten.
Gleich vier Räder sorgen bei Renaults ZOE für Bodenhaftung und Ortsveränderung. Die Igelkonstrukteure setzen auf ein völlig anderes Konzept: Hier sind es keine runden Mehrkomponentenscheiben wie bei der ZOE, sondern (ebenfalls vier) kurze Stäbe aus extrem flexiblem organischem Material mit diversen Knickstellen. Diese Stäbe können einzeln angesteuert werden und sorgen für permanenten Allstabantrieb. Das macht den Igel enorm geländegängig.
Während die vollelektrische ZOE mit vollem Lenkeinschlag eine Kreisfahrt innerhalb eines Durchmessers von rund 10,6m durchführen kann, ist der Wendekreis des Igels (nicht zu verwechseln mit dem Wendekreis des Krebses) praktisch auf seinen eigenen Körperdurchmesser beschränkt. Mit anderen Worten: Der Igel kann auf der Stelle wenden.
Der cw Wert der ZOE beträgt 0,33. Für den Igel liegen noch keine Testdaten vor. Aufgrund der aerodynamischen Tropfenform erwarten wir beim Igel aber einen besseren Wert. Noch effizienter wäre eine umgedrehte Tropfenform (wie beim „Göttinger Ei“). Dann ließen sich Igel aber wahrscheinlich schlechter verkaufen. Ein weiteres trauriges Beispiel, wie Effizienz kurzlebigen Geschmacksmoden geopfert wird.
In Vollausstattung verfügt der Igel über zwei Frontkameras, mit denen das Geschehen vor ihm intern als 3D-Modell repräsentiert werden kann. Das führt zu einer sehr präzisen Spurhaltung. Den letzten Schliff bildet ein neuartiger und hier erstmals eingesetzter olfaktorischer Sensor, ebenfalls vorn angebracht. Laut Hersteller ermöglicht dieser Sensor auch im Dunkeln oder bei sehr schlechten Sichtbedingungen eine verlässliche Navigation zum eingegebenen Reiseziel, automatisch auf kürzestmöglicher Strecke. Wegen der erwähnten Geländegängigkeit des Igels muss dabei auf traditionelle Straßen und Wege keine Rücksicht genommen werden.
Wer das nicht mag, wird mit der ZOE glücklicher, muss dann aber mit der Einschränkung leben, dass deren Spurhaltesystem bei Dunkelheit nicht mehr zuverlässig funktioniert. Renault empfiehlt sogar, es bei schlechten Sichtverhältnissen abzuschalten.
ZOE: zwei.
Igel: keins. Hier sollte der Hersteller noch nachbessern.
Im Stand bleibt das Elektroauto ZOE erwartungsgemäß sehr ruhig. Falls nicht gerade die Klimaanlage läuft. Beim Igel konnten wir hin und wieder ein seltsames Schnaufen wahrnehmen, vermutlich ein Entlüftungsventil.
Bei Autobahntempo dominieren bei beiden die Windgeräusche.
Während die ZOE im Sommer locker die 300km-Marke knackt und im Winter immerhin noch rund 220km möglich sind, müssen sich Igelbesitzer auf deutlich weniger einstellen. Inwieweit das die Alltagstauglichkeit beeinträchtigt, hängt wie immer vom konkreten Anwendungsfall ab.
Auch beim Thema Laden muss zwischen Sommer- und Winterbedingungen unterschieden werden. Faustregel: Im Winter dauert das Laden viel länger. Beim Igel praktisch den ganzen Winter. Im Sommer können beide zu Hause über Nacht wieder voll aufgeladen werden.
Die Zoe verfügt über einen ECO-Modus, der im Vergleich zum Normal-Modus den Energieverbrauch senkt. Beim Igel ist es genau umgekehrt: Er befindet sich normalerweise ständig im sparsamen ECO-Modus. Allerdings kann er sich in örtlicher Nähe zu anderen Igeln selbsttätig in einen Turbo-Modus versetzen, in welchem Agilität und Höchstgeschwindigkeit, aber leider auch Energieverbrauch und Geräuschkulisse erheblich gesteigert sind.
Um von 0 auf 100km/h zu kommen, genehmigt sich die ZOE gemächliche 9,5 Sekunden. Umgekehrt geht es im Ernstfall viel schneller.
Aber egal, wie schnell und wohin man mit der ZOE fährt: Der Igel ist dank der innovativen IBAH*-Technologie immer schon da.
*) „Ick bün all hier.“
Renaults Elektroauto ZOE und Igel sprechen zweifellos unterschiedliche Käuferschichten an. Ja, es gibt auch Teslas und Löwen. Oder Krokodile. Muss jede:r selbst wissen.
Dieser Vergleichstest fand ohne Tierversuche statt.
Max Müller-Meier
02.12.2022
Mich würden die Wartungsintervalle und -kosten noch interessieren.